
Viele Geflüchtete aus Kriegs- und Krisengebieten wurden im Heimatland oder auf der Flucht Opfer schwerer Gewalt und Folter. Überlebende sind oftmals schwer traumatisiert und zeigen neben körperlichen Symptomen auch massive psychische und psychosomatische Beschwerden, die besonderer Erfordernisse in der multidisziplinären Versorgung dieser Menschen mit sich bringen.
Hinzu kommt, dass das Erlangen von Schutzrechten wesentlich von der ärztlichen und psychologischen Dokumentation psychischer und körperlicher Folterspuren abhängt, mit der die Betroffenen im Asyl- oder aufent-haltsrechtlichen Verfahren ihre Aussagen zu erlittener Gewalt stützen können.
Refugio Bremen will mit einer Fortbildungsreihe Grundlagen zur systematischen Identifizierung, Versorgung und rechtssicheren Dokumentation von Folgen von Folter und anderen Formen von Gewalt vermitteln.
Besondere Berücksichtigung finden bei der Fortbildung auch die „Standards zur Begutachtung psychisch reaktiver Trauma-Folgen in aufenthaltsrechtlichen Verfahren“ (SBPM) sowie das Istanbulprotokoll zur umfassenden interdisziplinären Begutachtung von psychischen und körperlichen Folterspuren.
Die zweiteilige Fortbildungsreihe ist interdisziplinär ausgerichtet und richtet sich an: Ärzt:innen der verschiedenen Fachdisziplinen, Psychotherapeut:innen, Jurist:innen sowie Mitarbeitende von Geflüchteten- und Menschenrechts-organisationen, welche sich im Bereich der Dokumentation von psychischen und physischen Folgen von Folter und anderen schwere Gewalterfahrungen fortbilden möchten.
Sie soll zudem der Startpunkt für den Aufbau eines qualifizierten interdisziplinären Netzwerkes zur Versorgung von Folterüberlebenden und traumatisierten Geflüchteten in Bremen bilden, für das sich Refugio einsetzt.
1: Folgen von Folter und anderen Formen von Gewalt erkennen – Psychische Folterfolgen, Identifikation und Versorgung
Termin: Donnerstag, den 16.11.23, 15- 18 Uhr
Ort: Kassenärztliche Vereinigung Bremen
Referent:innen: Dr. Mechthild Wenk-Ansohn (Berlin), Danja Schönhöfer (Bremen)
Inhalte: Thematische Einordnung, psychische Folterfolgen, Traumafolgestörungen und Differentialdiagnostik; Identifikation, Untersuchung und Beurteilung psychischer Folterfolgen; Schutzrechte von Folterüberlebenden im Asyl- und aufenthaltsrechtlichen Verfahren; wichtige Aspekte der psychosozialen und psychiatrisch- psychotherapeutischen Versorgung; Abfassung psychologischer/psychiatrischer Stellungnahmen gemäß der Standards nach SBPM.
Es folgt am 14.02.2024 die zweite Fortbildung mit dem Titel:
Körperliche Spuren von Folter und anderen Formen der Gewalt dokumentieren – Einführung in die Befunderhebung und Beurteilung.
Referentin: Dr. Mechthild Wenk-Ansohn (Berlin)
Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmendenzahl begrenzt. Eine Anmeldung per E-Mail ist notwendig.
Die Fortbildungsseminare sind beantragt bei der Psychotherapeutenkammer Bremen und Ärztekammer Bremen.
Die Fortbildungen finden im Rahmen des Projekts SAFE statt.
Kofinanziert von der Europäischen Union und mit Unterstützung der UNO Flüchtlingshilfe.