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Gelungene Integration: Von der drohenden Abschiebung zur Filialleitung

Bild: pixabay.com
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Peine, 15.12.2023.

 

Der Wirtschaftsexperte Marcel Fratzscher schrieb jüngst: "Deutschland benötigt selbst bei einer konservativen Rech-nung mindestens 500.000 zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland und eine Zuwanderung von knapp einer Million Men-schen pro Jahr, um die Lücke, die die Babyboomer auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen werden, zu füllen." Er spricht darauf an, dass die geburtenstarken Jahrgänge der Sechziger Jahre bald in Rente gehen.

 

Wenn viele kommen sollen, die nicht in Deutschland geboren sind, brauchen sie Hilfe bei der Ankunft, Unterstützung bei der Integration. Solche Hilfen bietet die Caritas an, die dabei mit Geldern der Bundesregierung unterstützt wird. Daher ist der Protest gegen die Pläne, die Zuschüsse zur Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) und den Jugendmigra-tionsdienst (JMD) zu kürzen, lautstark. Denn die Beratungen stützen gelungene Integration, die das Land so dringend braucht. Ein Beispiel für die gelungene Integration ist die Geschichte der 22-jährigen Megi Bajramaj aus Albanien.

 

"Nein, Weihnachtskugeln kann ich nicht mehr sehen", lacht die junge Frau mit den dunklen Locken. Denn seit September werde in dem Jawoll-Markt, in dem Megi Bajramaj als stellver-tretende Filialleiterin arbeitet, Weihnachtsdeko angeboten. Sie hat eine ungewöhnliche Karriere hinter sich, die keinen guten Start hatte.

 

Megi Bajramaj kam mit ihrer Familie aus Albanien nach Deutschland: Vater, Mutter und zwei Geschwister auf der Suche nach einem besseren Leben. Sie lernte schnell deutsch, hatte Erfolg in der Schule, doch während die Eltern schließlich einen Aufenthaltstitel bekamen, sollten die Kinder zurück. Mit 18 Jahren wurde Megi die Abschiebung angedroht, direkt nach dem Schulabschluss: ein Schock. Dabei hatte die junge Frau bereits die Zusage für einen Ausbildungsplatz in einer Bäcke-rei, war gut integriert, engagierte sich beim Roten Kreuz, leitet ehrenamtlich eine Kindergruppe, kümmerte sich nicht nur um ihre Geschwister, sondern auch um eine Nachbarin mit behin-dertem Kind. Aber Albanien ist zwar bitterarm, doch kein Kriegsgebiet. Damit sind die Chancen auf Asyl schlecht.

 

Die drohende Abschiebung wollte Christine Limboeck, JMD-Beraterin der Caritas in Peine, nicht gelten lassen. Sie wandte sich 2019 an die niedersächsische Härtefallkommission und verwies auf das umfangreiche gesellschaftliche Engagement der jungen Frau und darauf, dass sie ihre Zukunft so sinnvoll strukturiert habe. Die Kommission nahm die Eingabe zur Beratung an - was immer schon die erste Hürde ist. Sie erkann-te nach gründlicher Prüfung die Integrationsleistungen an und Megi Bajramaj durfte bleiben.

 

2023 machte sie ihren Abschluss als Einzelhandelskauffrau. Und ihre Chefin würde gern, dass sie sich in der Buchhaltung fortbildet. Alles ist möglich, die Motivation ist da: "Nach einem Tag im Laden freue ich mich darauf, abends noch die Bücher aufzuschlagen und zu lernen."

 

Ihre Familie sei sehr stolz, sagt Megi Bajramaj. Denn in der traditionellen albanischen Gesellschaft sind Frauenkarrieren eine Besonderheit. "Ich war mit 18 nach der Abschiebung so demotiviert, ich hätte nie gedacht, dass es wieder so gut werden kann", sagt sie. Und Christine Limboeck ergänzt, dass die Peinerin für die ganze Familie zum Vorbild geworden sei.

 

Gut, dass es die Begleitung durch die Caritas-Migrations-beratung gab. Und es bleibt zu hoffen, dass diese wichtige Stütze der Integration nicht den Kürzungen des Bundeshaus-halts zum Opfer fällt. Marcel Fratzscher würde bestimmt den Kopf schütteln.

 

(Quelle: caritas-dicvhildesheim.de)


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