
Diakonie Deutschland, Brot für die Welt und Diakonie Katas-trophenhilfe warnen vor voreiligen Rückkehrforderungen ge-genüber syrischen Geflüchteten in Deutschland und der EU. Die aktuelle Lage in Syrien ist noch völlig offen.
Hunderttausende Syrer*innen haben in den vergangenen Jah-ren nicht mit gepackten Koffern gewartet, sondern sind in Deutschland ein Teil der Gesellschaft geworden. Wer Schutz und Hilfe benötigt, soll sie auch weiterhin erhalten.
Dagmar Pruin, Präsidentin Brot für die Welt und Diakonie
Katastrophenhilfe: „Ein Überbietungswettbewerb zwischen EU-Mitgliedsstaaten, wer nun schneller Rückführungsflüge nach Syrien startet, ist völlig fehl am Platz. Priorität
müssen jetzt Bemühungen haben, die Lage in Syrien zu stabilisieren und die Fundamente für eine friedliche und demokratische Zukunft des Landes zu legen. Eine überstürzte
Rückführung
von Syrer*innen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern steht diesen Zielen eindeutig entgegen, sie ist des-wegen nicht nur unmenschlich, sondern auch friedens- und
entwicklungspolitisch falsch.“
Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland: „Die aktuelle Rückführungsdebatte ist ein Schlag ins Gesicht der Menschen syrischer Herkunft, die in Deutschland Schutz
ge-funden haben und Teil unserer Gesellschaft geworden sind. Nicht zuletzt mit guter Migrationsberatung haben sich viele Syrerinnen und Syrer bei uns eine neue Existenz
aufgebaut, beispielsweise als Ärztinnen, Apotheker oder Handwerker.
Angesichts der im Moment noch völlig ungeklärten Lage in Syrien führt die unsägliche Debatte über eine schnelle Rück-kehr nur zu einer Verunsicherung der Menschen, die
gerade wieder ein Bein auf den Boden bekommen haben.“
Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe: „Mit dem Ende des Assad-Regimes endet nicht über Nacht die humani-täre Krise in Syrien. Bevor wir über sichere, geordnete und freiwillige
Rückkehr sprechen, müssen die Voraussetzungen dafür vor Ort geschaffen werden. Die Machtverhältnisse in Syrien sind nicht geklärt. 16 Millionen Menschen sind dort weiterhin auf Hilfe
angewiesen. Bei den ins Ausland geflüch-teten Syrer*innen sollten wir unser Augenmerk primär auf die Türkei und Libanon legen. Ihre Lage ist besonders prekär. Sie haben mit Anfeindungen,
Ausgrenzungen und den Folgen der schweren Erdbeben zu kämpfen. Für sie gilt es, nachhaltige Lösungen zu finden, anstatt überstürzt in Deutschland leben-de Syrer*innen in ihre fragile Heimat
zurückzuschicken.“
(Quelle: ekd.de)